Igelsäuglinge

Wurfzeiten und Wurfgrößen

Igelinnen werfen nach einer  Tragzeit von ca. 35 Tagen ab Juli bis weit hinein in den September 3 – 9 Säuglinge. Diese sind ungefähr  12 –  25 g leicht, rosa, blind, taub und nackt; das heißt sie schieben kurz nach der Geburt kleine schneeweiße Stacheln. Die Igelmutter reinigt die Jungen und quartiert die Babys um, falls das Nest durch die Geburt verunreinigt wurde. Sie trägt ihren Nachwuchs einzeln im Maul ins neue Nest. Die erste Milch, auch Biestmilch genannt, ist für das Überleben der Kleinen lebensnotwendig.

Natürliche Aufzucht durch die Igelin

Die Muttermilch ist sehr gehaltvoll und die Mutter säugt bis zu 12 mal am Tag. So nehmen die Babys sehr schnell zu. In den ersten Lebenswochen verdoppeln sie von Woche zu Woche ihr Gewicht und  wiegen  nach rund 3 Wochen ca. 120 g. Um das Nest hygienisch einwandfrei zu halten, betreibt die Igelin nach jeder Mahlzeit das so genannte Toiletteing; das heißt sie leckt den Bauch und die Genitalien solange, bis Urin und Kot abgesetzt werden, den sie dann restlos auffrisst.

Aufzucht von Menschenhand

Sollten Igel-Säuglinge in menschliche Obhut gelangen und aufgezogen werden, kann dies nur gelingen, wenn Sie die mütterliche Fürsorge einschließlich des Toiletteings übernehmen , d.h. das Bäuchlein und die Genitalien mit etwas Öl massieren. Dazu 2 Lagen Küchenpapier unter die Hand legen, das Igelchen auf dem Rücken in die Hand setzen und mit einem in etwas Öl getränktem Wattestäbchen oder in Öl getauchtem Finger massieren. Zum Abtupfen legen Sie sich Toilettenpapier bereit.

Für die richtige Aufzucht in Menschenhand sind einige zusätzliche Regeln zu beachten, um erfolgreich zu sein. Die Tierchen werden als erstes auf äußere Verletzungen, Flohbefall, Zecken und Eier oder Maden von Fliegen untersucht.  Wobei Maden sowie Fliegeneier unbedingt sofort restlos entfernt werden müssen!

B a d e n   i s t   v e r b o t e n ! Keine Flohmittel oder ähnliches verwenden! Entwurmen führt zum Tod der Kleinen!

Sie markieren die Säuglinge zur Unterscheidung mit einem kleinen Klecks Nagellack auf den weißen Stacheln. Alle Beobachtungen notieren Sie mit Uhrzeit auf einem Pflegebogen. Besonders wichtig ist das regelmäßige Wiegen, aber bitte erst nach dem Toiletteing.

Die Kleinen müssen dauerhaft warm gehalten werden. Erst wenn sie warm sind, darf die erste Fütterung erfolgen. Ist das Bäuchlein gebläht, unbedingt vor der Futtergabe massieren, bis Urin und Kot abgegangen sind.

Nahrungzubereitung

Cimi-lac (nur beim Tierarzt) oder „First age milk“ („Puppy milk“ von Royal Canin) haben sich als „Ersatzmilch“ bewährt. Fertige Katzenmilch wird normalerweise nicht vertragen. Diese führt zu heftigen Blähungen, sowie Durchfall und meist zum anschließenden Tod der Kleinen. Die Igelstationen haben immer Milchpulver auf Vorrat.

Fencheltee mit etwas Honig ist als erste Versorgung geeignet. Die Ersatzmilch wird mit lauwarmem Fencheltee, Honig und 1 Tropfen Vitamin B-Komplex angerührt. Nur so viel Nahrung anrühren, wie für eine Mahlzeit benötigt wird. Gefüttert wird mit einer „1 ml“ Einwegspritze ohne Nadel, die einen Fahrradventilschlauch aufgestülpt bekommt. Vorsicht! Bei der Fütterung mit einer Spritze können Igel sich leicht verschlucken. Erstickunggefahr!!!  Igelkinder in Rückenlage möglichst senkrecht in die Hand setzen  und leicht nach vorne gebeugt halten. Dann tröpfchenweise die Nahrung einflößen und eventuell Schmatzgeräusche machen, um das Igelchen zum Schlucken zu animieren.

Die tägliche Futtermenge richtet sich nach dem Gewicht der Babys. Eine grammgenaue Waage ist von Vorteil. Ca. ¼ des Körpergewichts wird in 24 Stunden, verteilt auf 10 – 12 Mahlzeiten, gefüttert. Nach jeder Mahlzeit ahmen Sie das „Toiletteing“ der Igelmutter nach. Dazu nehmen Sie ein in etwas Öl getränktes Wattestäbchen und massieren den Bauch und die Genitalien. Kot- und  Urinabsatz nach jeder Mahlzeit verhindern Blähungen beim Säugling.

Ab einem Gewicht von ca. 80 – 120 g, also im  Alter von ca. 3 Wochen, beginnen die Kleinen mit der selbstständigen Futteraufnahme. Dies unterstützen Sie, indem Sie eine flache Schale mit  angerührter Nahrung in die Pflegebox hineinstellen. Weiteres Zufüttern mit der Spritze ist am Anfang  notwendig, da noch nicht genug selbst gefressen wird. Nun ist die Waage besonders wichtig. Eine Aussage über den Gesundheitszustand eines Igelkindes lässt sich nur über dessen regelmäßige Gewichtzunahme treffen. Genaue Führung des Pflege-Protokolls ist deshalb vom ersten Moment an hilfreich.

Umstellen auf feste Nahrung

Nach dem Durchbrechen der ersten Zähne, bei ca. 120 – 180 g, mischen Sie dem Milchersatz teelöffelweise Katzen-Schälchen-Futter (für Katzenkinder) bei. Die Menge des Katzenfutters steigern Sie täglich, bis ganz auf den Milchersatz verzichtet werden kann. Wasser oder Fencheltee wird als Getränk angeboten. Einem Umzug der Kleinen in ein Freigehege steht nun bei milder Witterung nichts mehr im Wege.