Erste Hilfe

Wenn Sie einen hilfsbedürftigen Igel bei sich aufnehmen, sollten Sie Folgendes beachten:

Grundregel:  Kalte Igel dürfen nicht gefüttert werden !!!

(Gefahr: Kreislaufzusammenbruch und Tod)

  • Erste Hilfe

Bitte untersuchen Sie den Igel auf Verletzungen. Verklebtes Fell oder fehlende Stacheln können ein Hinweis auf darunter liegende Wunden sein.

Bei Ihrer Kontrolle sollten Sie besonders darauf  achten, ob eine Fliege ihre Eier auf dem Igel abgelegt hat.  Fliegeneier sehen aus wie kleine weiße oder gelbliche Miniatur-Stäbchen, in Klein-Fingernagel großen Batzen abgelegt. Diese Fliegeneier müssen sofort entfernt werden, da sonst Maden schlüpfen (anfangs noch „dünne“ hellgraue Fädchen), die sich durch die gesunde Haut bohren,  in alle Körperöffnungen kriechen und den Igel bei lebendigem Leib auffressen.

Da Fliegeneier meist fest in den Haaren und an den Stacheln haften, einen Tropfen Speiseöl ohne Gewürze darauf geben und dann die Eier im Stachelkleid mit der Pinzette abziehen. In den Haaren geht das mit einem Wimpern- oder Nissen- (= Läuse-) Kamm besser, notfalls tut es auch  ein Kamm mit sehr engen Zinken.

Sind schon kleine Fäden bzw. Würmchen unterwegs, also Maden, sofort entfernen!!!, da diese besonders gerne in Körperöffnungen gehen! Maden mögen kein Öl, daher zum Schutz um alle Körperöffnungen ( Augen, Nase, Mäulchen, Penis, Vagina, After ) „rundum“ „Speiseöl“ (unbedingt ungewürzt) auftragen. Das geht mit einem in Öl getränkten Wattestäbchen oder dem vorher in Öl getauchten Finger. Um die Augen bitte ganz vorsichtig, damit nichts reinläuft! In die Ohren je 1 bis 2 Tropfen Öl geben und die flüchtenden Maden sofort entfernen.

Sollten bereits Maden in den Augen sein, 1 bis 2 Augentropfen reingeben und die flüchtenden Maden abfangen. So kann das Auge meist noch gerettet werden!

Spätestens jetzt Kontakt mit einer Igelstation oder einem igelerfahrenen Tierarzt aufnehmen!!!

Das Gleiche gilt für einen verletzten Igel!!!

  • Als nächstes setzen Sie den Igel in einen möglichst großen  Karton, mindestens 45 bis 50 cm hoch (notfalls den Deckel hochklappen und fixieren). Falls Griffleisten vorhanden sind, unbedingt mit Paketklebeband von innen und außen zukleben! In diesen legen Sie eine Kunststoffunterlage (z. B. Einkaufstüte, Müllsack, Gelber Sack)  und darauf Zeitungspapier und  darauf  Küchentücher, z. B. „Zewa“.   Eine mit „lauwarmem“ Wasser gefüllte Wärmflasche (gegebenenfalls Tetra-Pack, Limo-Flasche, etc., wenn keine Wärmflasche zur Hand) wird mit einem kuscheligen Handtuch umwickelt. Nun den Igel darauf legen und ihn mit einem weiteren Handtuch zudecken. Bitte entfernen Sie Schlaufen und Fäden, in denen der Igel hängen bleiben und sich strangulieren oder anderweitig verletzen könnte. Wichtig: das Wärmemittel, besonders bei einem stark unterkühlten Igel, vorsichtig einsetzen!  Den Karton etc. groß genug wählen, damit unser Patient auch in der Lage ist, die Wärmequelle zu verlassen. Nun sollte der kleine Schatz erst mal ein wenig schlafen, um sich aufzuwärmen und von der ganzen Aufregung zu erholen.
  • ACHTUNG!   Nur warme Igel dürfen gefüttert werden!!!
  • In der Zwischenzeit kochen Sie einen Magen-Darm freundlichen Tee (z. B. Kamillentee, Fencheltee, Fenchel-Anis-Kümmel-Tee, Baby-Tee etc.). In den heißen Tee kommen zarte Haferflocken und in die lauwarme „Haferflockensuppe“ ein paar Tropfen Honig (nur am 1. Tag!). Weiter eignet sich als Anfangsnahrung: ein  mit wenig ungewürztem Speiseöl oder etwas Mineralwasser gegartes Rührei! Das Anfangsfutter muss leicht verdaulich sein und darf am ersten Tag nur in Mini-Portionen und im 3 bis 4-Stunden-Abstand gegeben werden! Dasselbe gilt für den 2. Tag, wenn mit dem schwerer verdaulichen Fleisch-Futter begonnen wird.
  • AUF KEINEN FALL DÜRFEN MILCH ODER MILCHPRODUKTE GEFÜTTERT WERDEN!!!       Igel haben eine Laktoseintoleranz! Keine rohen Eier (Salmonellen-Gefahr)!
  • Igelkinder unter 150 g benötigen eine Spezialnahrung! Bitte wenden sie sich an eine Igelstation!
  • Schwerer verdauliches Futter wie Katzen-Dosen- oder Schälchen-Futter, gekochtes Huhn oder auch gegartes Rinderhackfleisch dürfen erst gefüttert werden, wenn die Verdauung in Gang gekommen ist und das Tier wirklich aufgewärmt ist.

Na dann, gute Besserung, kleiner Igel!